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Die Sorgen der jungen Generation: Eltern mit Suchtproblemen

Die aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Suchtprobleme in Deutschland sind alarmierend. Die Katholische Fachhochschule Köln hat Zahlen veröffentlicht, nach denen etwa 2,6 Millionen minderjährige Kinder in Deutschland in Haushalten aufwachsen, in denen mindestens ein Elternteil ein Suchtproblem hat. Das ist aber nur „die Spitze des Eisbergs“, denn die Führungsspitze des Vereins „Nacoa“, der sich als Vertreter der Interessen der Kinder aus Familien mit Suchtproblemen versteht, ist der festen Überzeugung, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Hochrechnungen zufolge gibt es derzeit in Deutschland rund sechs Millionen Erwachsene, die in Familien mit Suchtproblematiken aufgewachsen sind.

Welche Konsequenzen haben diese Suchtprobleme?

Henning Mielke, ein Vorstandsmitglied von „Nacoa“, bringt die Folgen ziemlich treffend auf den Punkt. Er betonte in einem Statement gegenüber n-tv, dass diese Kinder frühzeitig die Aufgaben übernehmen müssen, die eigentlich von den Eltern erfüllt werden müssen. Viele Dinge dienen dabei dem Selbstschutz der Kinder vor den Auswirkungen des Wechsels zwischen Rausch und Entzug. Dazu gehört beispielsweise die Tatsache, dass viele Kinder suchtkranker Eltern den berauschenden Stoff selbst beschaffen, nur um nicht den Aggressionen der Eltern in der Entzugsphase ausgeliefert zu sein. Die an der Rutgers University und dem Rutgers Center for Alcoholic Studies tätige Psychologin Janet G. Woititz, die sich bei ihren Forschungen vor allem mit der Entwicklung von Kindern aus Alkoholikerfamilien befasste, drückte die Konsequenzen für die Kinder alkoholkranker Eltern noch deutlicher als Henning Mielke aus. Sie resümierte in einem ihrer Werke, dass die betroffenen Kinder um ihre Kindheit und Jugend betrogen werden. Wie weit die Auswirkungen reichen können, zeigt das Schicksal in diesem Buch:

Folgen spüren nicht nur die Betroffenen selbst

Statistiken belegen, dass Kinder aus Familien mit Suchtproblemen später selbst ein signifikant erhöhtes Risiko für die Ausprägung von Süchten haben. Ein Drittel der betroffenen Kinder entwickelt selbst im Laufe des Lebens stoffliche Abhängigkeiten. Ebenfalls bei einem Drittel der Kinder werden psychische Erkrankungen diagnostiziert. Unter der Führung von Tobias Effertz hat ein Wissenschaftlerteam an der Universität Hamburg Statistiken ausgewertet, nach denen die betroffenen Kinder bereits während der Schulzeit wesentlich häufiger krank sind als Kinder aus Familien ohne Suchtproblematiken. Der Verein „Nacoa“ schätzt, dass sich in Deutschland die Folgekosten für das Gesundheits- und Sozialsystem auf mehrere Milliarden Euro pro Kalenderjahr belaufen. Henning Mielke fordert deshalb eine verstärkte Aufklärung vor allem der Erzieher/innen und Lehrer/innen in den Kindergärten und Schulen. Nur mit einer Früherkennung und einer frühzeitigen Hilfe können die Auswirkungen minimiert werden. Dabei kritisiert er auch Defizite am Bundespräventionsgesetz, bei dem bei den Gesundheitszielen das Thema Alkohol überhaupt keine Rolle spielt.

Quelle: n-tv

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