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120.000 Erzieherinnen fehlen in deutschen Kitas

Wie gut ist die frühkindliche Bildung und Betreuung? Mit dieser Thematik setzt sich seit Jahren die Bertelsmann-Stiftung auseinander. Dafür errechnet ein Forschungsverbund der TU Dortmund und des Deutschen Jugendinstituts in München die Daten aufgrund der Angaben des Statistischen Bundesamts einerseits und der Statistiken aus der Kinder- und Jugendhilfe andererseits. Außerdem befragt die Bertelsmann-Stiftung die zuständigen Ministerien.

Lieselotte Ahnert, eine Entwicklungspsychologin von der Uni Wien, hat durch empirische Studien belegt, dass Kleinkinder unter drei Jahren nach Möglichkeit in sehr kleinen Gruppen betreut werden sollen. So könnten die Betreuungspersonen, wie Erzieher und Erzieherinnen oder Tagesmütter und Tagesväter besser und schneller auf die Bedürfnisse der Kleinen eingehen. Auch internationale Kommissionen empfehlen, dass Kleinkinder unter drei Jahren in Gruppen von maximal drei oder vier Kindern betreut werden sollten. Bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren sollte ein/e Erzieher/-in maximal 7,5 Kinder betreuen.

Zu große Gruppen in den Kitas

Doch die Realität sieht anders aus. Die Gruppen, in denen die Kleinkinder in den deutschen Kitas betreut werden, sind zu groß. Hier macht sich ein deutliches Ost-West-Gefälle bemerkbar. In den alten Bundesländern, wo Kita-Plätze allerdings Mangelware sind, kommen im Schnitt 3,8 Kinder auf eine erwachsene Betreuungsperson. In den neuen Ländern, die sich immer wieder damit rühmen, sehr viele Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen, muss sich eine Betreuungsperson im Schnitt um 6,3 Kinder kümmern.

Dieser so genannte Betreuungsschlüssel ist noch am ehesten in Bremen und Baden-Württemberg tatsächlich zufriedenstellend. Auf eine Betreuungsperson kommen in Bremen 3,2, in Baden-Württemberg 3,3 Kinder. In den beiden ostdeutschen Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt dagegen hat die Bertelsmann-Stiftung den ungünstigsten Betreuungsschlüssel entdeckt.

Noch krasser wird es bei den drei-bis sechsjährigen Kindern. Hier muss sich eine Betreuungsperson in den alten Ländern um 9,1 statt 7,5 Kinder kümmern, in den neuen Ländern sind es sogar 12,7 Kinder.

Fünf Milliarden Euro für bessere Betreuung in Kitas nötig

Die Bertelsmann-Stiftung hat anhand dieser Daten ermittelt, dass bundesweit ca. 120.000 Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas fehlen. Würden diese tatsächlich eingestellt, würde das allerdings einen finanziellen Mehraufwand von fünf Milliarden Euro pro Jahr bedeuten. Das wäre ein Anstieg beim Personalaufwand um ein Drittel. Die Kommunen alleine können eine solche Mehrbelastung allerdings nicht stemmen. Auch die Länder wären damit überfordert.

Daher fordert die Bertelsmann-Stiftung, dass der Bund ein Bundes-Kita-Gesetz festlegt. In diesem soll ein bundeseinheitlicher Standard festgelegt werden. Gleichzeitig soll der Bund dafür finanzielle Hilfen gewähren. Lohnenswert seien die Investitionen aus Sicht der Bertelsmann-Stiftung allemal, denn die Qualität der Betreuung in den Kitas ist entscheidend für faire Bildungschancen aller Kinder.

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